Rede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen zur Eröffnung der Ausstellung „Die Welt in Farben – Slowenische Malerei 1848 – 1918“ im Unteren Belvedere in Anwesenheit der Präsidentin der Republik Slowenien –29.1.2025
Bundespräsident Van der Bellen, First Lady Doris Schmidauer und Generaldirektorin der Österreichischen Galerie Belvedere Stella Rollig, foto Magazin D&C Austria/Ouriel Morgensztern
Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Frau Generaldirektorin!
Meine Damen und Herren!
Im Zentrum Ihres heutigen Besuches in Österreich, Frau Präsidentin, steht eine Ausstellungseröffnung.
Das alleine ist schon bemerkenswert, denn Kunst und Kultur sind selten – leider zu selten – Anlass für bilaterale Besuche.
Umso mehr freue ich mich, dass dies heute anders ist, zumal es nur wenige Länder gibt, mit denen die österreichische Kultur so eng verwoben ist wie mit der slowenischen.
Bundespräsident Van der Bellen, First Lady Doris Schmidauer und Staatspräsidentin der Republik Slowenien Nataša Pirc Musar
Das hat historische Gründe und findet auch seinen Ausdruck in der slowenischen Volksgruppe Österreichs, deren Beitrag zur österreichischen Kunst bis heute bemerkenswert und bereichernd ist.
Namen wie Lojze Wieser, Florjan Lipuš oder Maja Haderlap kommen mir in den Sinn.
Unsere beiden Länder verbindet durch Personen wie diese eine einzigartige Brücke, eine lebendige Verbindung, wie sie besser nicht sein könnte.
Das Wissen über den künstlerischen Austausch unserer beiden Länder zwischen 1848 und 1918 aber ist nur wenig in unserem Bewusstsein verankert.
Zwar ist es bekannt, dass bis 1918 Wien mit seiner großen Universität und seiner Kunstakademie die zentrale Anlaufstelle für Wissenschaft und künstlerische Ausbildung von jungen Menschen aus Slowenien war.
Wenn wir aber nach konkreten Namen fragen, wird den meisten lediglich Jože Plečnik einfallen, dessen Wirken das Stadtbild in Wien, Prag und vor allem Ljubljana geprägt hat und bis heute prägt.
Weniger bekannt ist aber beispielsweise Ivana Kobilca, eine slowenische Malerin, die als erste Frau 1897 Österreich (genaugenommen: Österreich-Ungarn) bei der Kunstbiennale in Venedig vertreten hat.
Seine Übersetzerin, die aus Maribor stammende und in Graz lebende Daniela Kocmut, selbst auch Schriftstellerin, wurde erst vor knapp zwei Monaten mit dem österreichischen Exil-Literaturpreis ausgezeichnet (Literaturpreis für Personen, deren Erstsprache nicht Deutsch war).
In der Architektur ist wohl Boris Podrecca zu nennen, dessen markante Bauten einen neuen Stadtteil in Wien prägen und der auch österreichweit viele Projekte realisiert hat.
Er feiert übrigens morgen seinen 85. Geburtstag.
Und zu guter Letzt denke ich an die Künstlerin Eva Petrič, die als einzige Künstlerin bisher schon zweimal das riesige Fastentuch für den Hauptaltar des Wiener Stephansdoms gestaltet hat, das von Aschermittwoch bis zum Ostersonntag in den Jahren 2016 und 2023 zu sehen war.
Meine Damen und Herren!
Geschätzte Frau Präsidentin!
Österreich und Slowenien verbindet ein reiches Erbe – und eine vitale und inspirierende Gegenwart.
Unter den manchmal aufgeregten Wellen der Tagespolitik fließt ein ruhigerer aber umso stärkerer Strom, jener des kulturellen Austausches, der künstlerischen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit.
Und genau dort wird an der Zukunft gearbeitet, wird Neues geschaffen, wird an dem gearbeitet, was bleibt.
Diese bilateralen Beziehungen sind verlässlich, sie sind nicht leicht aus der Fassung zu bringen, sie sind vertrauensvoll, belastbar und wir alle können uns daran ein Beispiel nehmen.
Ich wünsche den Besucherinnern und Besuchern viel Freude in der Ausstellung „Die Welt in Farben – Slowenische Malerei 1848 – 1918“.